Obwohl wir wissen, dass sie für uns und unseren Planeten schädlich sind, werden eine Menge von Tätigkeiten fortgeführt – denn man kann damit Geld machen. Und gleichzeitig wird vieles, das wichtig und dringend wäre, nur beschränkt in Angriff genommen, weil sich damit kein Lebensunterhalt verdienen lässt.
Geld und seine Systeme durchdringen jeden Lebensbereich. Als Individuen und als Gesellschaft leben wir mit, von und durch Geld – und dennoch finden die wenigsten Menschen einen Zugang zum Themenkomplex.
Fintopia fragt: muss das so sein?, und erkundet diesen Treiber unserer Handlungen. Was passiert, wenn wir seine Spielregeln anders gestalten, um damit eine gesunde Welt zu fördern?
Ausstellung, Erlebnisraum, Diskussionsort
WE ARE AIA Artspace, Löwenbräukunst Zürich
3 Monate Ausstellungsdauer 17.11.2023 – 16.02.2024
940 Besucher*innen
20 öffentliche Veranstaltungen
Zukunftsszenarien – die Ausstellung
Wie könnten Wert, Geld und deren Systeme anders gestaltet sein, um dabei zu helfen, dem Planeten und den Menschen Sorge zu tragen. Als Diskussionsgrundlage entwickelten eine Ausstellung mit fünf (wünschbaren?) Zukunftsszenarien.
Szenario #0
Einführung: Weiter wie bisher… & Datenskulpturen
Wer sich nach Fintopia wagt, wird eingeladen, sich mit dem Szenario #0
auseinander zu setzen: Was geschieht, wenn wir weiter wirtschaften wie bisher? Wer es sich leisten kann (CHF 25.– exkl. Folgekosten), darf sich dieser Konfrontation entziehen und wählt den Durchgang mit Scheuklappen.
Danach gehen die Besucher*innen der Frage nach, woher Geld kommt. Wirkt Geld wo und wie wir wollen? Worin investieren wir? Datenskulpturen hinterfragen finanzielle Verhältnisse der Gegenwart.
Szenario #1
The Swiss New Banking
Der Finanzsektor steht unter massiver ökologischer und sozialer Kritik. Könnte er auch Teil der Lösung sein? Swiss New Banking spielt 2050: Der Finanzplatz Schweiz hat es geschafft, Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit zu werden. Der Zeitstrahl zeigt auf, wel-che Ereignisse die Finanzwelt der Zukunft geprägt haben. Das Szenario diskutiert Mission-Finance, demokratische Finanzinstitute, Bankstiftungen und ein erweitertes Verständnis von Wert-Management.
Szenario #2
Vielfalt statt Wachstum
Planetare Grenzen respektieren und wirtschaftlich florieren – geht das zusammen? Fintopia illustriert den Ansatz von Klimaforscher Anders Levermann: das mathematische Prinzip der Faltung. Die mögliche Vielfalt und Tiefe innerhalb von Grenzen wird durch eine Fraktalsimulation immer wieder neu ausgelotet. Und eine Bahn Papier lädt die Besuchenden zum unendlichen Falten, Trennen, Zusammenfügen und Neugestalten ein.
Szenario #3
Caring Commons
Was, wenn jene, die dem Gemeinwohl dienen, davon gut leben könnten? Wie würde eine Welt aussehen, in der Nischenprojekte von heute zum Mainstream geworden sind? In dieser Zukunftsstory werden zunehmend Lebensbereiche ausserhalb von Geld organisiert. Eira Aleka hat die Transformation zur Caring Society hautnah miterlebt und mitgestaltet. Ihre Tagebucheinträge sind auf einer Research-Wall der Gegenwart von 2023 ausgelegt.
Szenario #4
Monetensamen
Was, wenn mit der Gesundheit von Ökosystemen Geld zu verdienen wäre? Stellen wir uns Monetenpflanzen vor, die höchst wertvolle Moneten-Samen ausbilden. Allerdings nur dann, wenn sie in gesunden, biodiversen und ungestörten Ökosystemen gedeihen können. Plötzlich wird in die Renaturierung und Erhaltung dieser Lebensräume investiert. Ein grüner Goldrausch: regenerativ statt extraktiv.
Szenario #5
Der Finto
Was, wenn eine Währung aus planetar positiven Aktivitäten (oder Unterlassungen) geschöpft würde? Der Finto ist eine solche Transformationswährung. Ein Kursindex und das Interview mit einem Finto-Milliardär zeigen die globale Perspektive 2046. Im Hier und Jetzt werden persönliche Fintos für Besucher*innen geschöpft, wenn sie nachhaltige Verhaltensveränderungen versprechen.
Raum für Diskurs
Zukunft will gedacht, diskutiert und verhandelt werden. Fintopia veranstaltete zusammen mit Partnerorganisationen total 20 öffentliche Veranstaltungen. Darunter diverse Paneldiskussionen und Vorträge, Führungen, ein Kids-Workshop, ein Schreibworkshop und ein Konzert.
Prozess
Fintopia entsteht
Für das Kollektiv Fintopia machte Cerca einen wilden Ritt. Erst der Sprung ins kalte Wasser einer bisher für uns fremden Branche: Mittels Recherche und Interviews mit Expert*innen eintauchen in die Funktionsweisen von Geld- und Finanzsystemen sowie in den Diskurs zu alternativen Perspektiven. Danach die inhaltliche Entwicklung der einzelnen Szenarien sowie der Ausstellung als Ganzes. Und schliesslich die Umsetzung, bei der wir von den räumlichen Installationen über die physischen Exponate bis zu Illustrationen, Grafiken und Texten alles selbst konzipierten und erstellten. Und das mit rollender Planung, weil uns wichtig war, dass die Ausstellung kreisläufig ist und auf Re-Use-Material setzt. Ein Dank hier an alle Kompliz*innen, die uns mit Rat, Tat und Material zur Seite standen.
Partnerschaften
Fintopia ist ein Projekt von Cerca, Marie-Claire Graf und Massimo Calamassi. Das Kollektiv Fintopia ist als Verein organisiert und offen für Kollaborationen und Partnerschaften.
Entwicklung & Produktion:
Kollaborationspartner:
Amt für Zukunft – Sam Nüesch
Büro Häberli – Nicolas Häberli, Nura Herger, Patricia Pazin
Turing Agency – Roland Fischer
OFFCUT Atelier für nachhaltige Szenografie – Silvan Kuhl
Rudolf Guhl, Şerif Polat
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